Nordsee
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Mayday, Mayday, Mayday ...
Hier ist St. Joost, St. Joost, St. Joost, Delta Hotel 7605, Position, drei krrr Seemeilen südwestlich von krrschsch, ich bin ganz chrrr an Bord und benötige dringend schrääkrrrr, St. Joost over. - Hans saß vor seinem Kurzwellenempfänger und wollte seinen Ohren nicht glauben. Aus dem Gerät kamen die Worte, die er schon sehr lange nicht mehr gehört hatte, dann folgte eine Pause und gleich darauf kamen erneut kratzende Geräusche aus seinem alten Lautsprecher. Er kannte die Bedeutung und sein Körper wurde von einer unglaublichen Hitze durchströmt. Sein Puls jagte und unter dem dicken Pullover, der vor der Kälte jetzt im November auf der Hallig schützte, begann die Haut zu kleben. Es gab jetzt nur eins zu tun, die Nachricht des Seenotfalles musste sofort aufgenommen und weitergeleitet werden.
Oder Vater wäre unten geblieben, dann wäre auch nichts geschehen. Heike schossen die Tränen in die Augen und sie musste an ihren Papps denken. Sie malte sich aus, wie lange er wohl in dem kalten Wasser überleben könnte und begann wieder zu weinen. Vielleicht hatte er auch die Rettungsinsel erreichen können? "Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen das Boot mit Daddy zu überführen? Hätte er doch Peter mitgenommen, dann wäre sicher nichts passiert!" schluchzte sie und begab sich wieder in die Kajüte. Autopilot gesteuert lief das Boot den Kurs 1 4 0. Zur gleichen Zeit war der Rettungshubschrauber 'SAR' mit einer Rettungsaktion beschäftigt. Die Diensthabenden Piloten Guido und Susanne fischten einen Mann aus der eiskalten See, der gottlob eine Rettungsinsel mit Seenotbarke hatte. Die Barke hatte ihm das Leben gerettet; denn das unermüdliche Seenotsignal konnte sofort geortet werden. Micha, der Rettungsschwimmer sprang ins Wasser und legte dem bewusstlosen Mann die Gurte um. Susanne bediente die Seilwinde.
Stille! -
"Nein! Ich habe mich nicht getäuscht! Ich habe diese Stimme doch gehört, die um Hilfe gerufen hat und außerdem habe ich doch die Meldung mitgeschrieben!" Hans war am zweifeln und genau dieses Zweifeln hatte er bei der letzten Sturmflut auch gehabt. "Zwei Stunden habe ich in unserer Kapelle gebetet und immer wieder den Herrn angefleht, er möge uns doch bitte beistehen. Und wie glücklich und selig war ich doch, als der Sturm nachließ und die Kerze auf dem Altar zu knistern begann. Das Jesusbild leuchtete von oben herab und ich fühlte diese wohlige Wärme in mir aufsteigen, meine Augen tränten und ich betete zu Gott, meinem Herrn, und ich fühlte wie sein Schutz mich umhüllte. Ich wusste, mir kann ja gar nichts passieren! Gott ist bei mir, der Herr will, dass es mir gut geht auf Erden. - Ich muss diesen Seeleuten jetzt helfen!" In Heikes Kopf gingen die Gedanken hin und her! "Was war mit Vater, warum hört mich keiner, was war mit den Vorräten? Es gab da noch eine Tüte Zwieback, eine halbe Prinzenrolle, etwas Schwarzbrot und mehrere Konserven. Für eine Woche wird es reichen. Wasser haben wir, Gott sei Dank, genug gebunkert!" Heike schaute auf den Kompass und verkroch sich in die Ecke, wo die Leinen und die Schwimmwesten lagen. Der Hubschrauber hatte direkten Kurs auf Büsum, der Patient lebte und Guido und Susanne schauten sich lange in die Augen! - Sie wussten beide, dass sie wieder einmal ihre Pflicht erfüllten und waren sehr froh darüber, ein Menschenleben gerettet zu haben. Im Cockpit war es so eng, dass sich Susanne so richtig an Guido kuscheln konnte. Sie dachte an ihre Ehe. Mark kümmerte sich nur noch um seine eigenen Belange und sie kam sich vor wie ein Hausmütterchen, dass nur noch dazu gut war die Wohnung und den Mann zu versorgen. Mark war sonst ganz OK, aber nach 19 Jahren Ehe hat man sich wohl nicht mehr so viel zu sagen. Plötzlich schreckte Susanne auf! Der Hubschrauber war gelandet. Sie hatte sich so wohl an Guidos Seite gefühlt, dass sie gar nicht bemerkte, dass Micha sich mit dem Patienten unterhielt. Der geborgene Seefahrer litt an Unterkühlung und hatte einige Abschürfungen und Blutergüsse; aber diese Kleinigkeiten wird man im Büsumer Krankenhaus schon wieder hinbekommen. Micha sprach mit dem Mann und versuchte näheres über das Unglück zu erfahren; aber dieser stotterte immer nur von seiner Tochter und dem Segelboot. "Ihr Boot werden wir schon finden, darum machen sie sich man keine Sorgen! Hauptsache, dass wir sie rechtzeitig gefunden haben." versuchte Susanne ihn zu beruhigen. Er sagte noch: "Mein Kind, meine Tochter!" Dann schlief er wieder ein.
Ein dumpfer Knall! Hans schreckte vor seinem Funkgerät zusammen und stolperte ans Fenster. Jetzt sah er sie, eine rote Leuchtkugel in etwa einem Kilometer Entfernung. Es war ein Notsignal und es war direkt vor der Hallig. Hans kannte das Gewässer und machte sich sofort auf den Weg zu seinem Boot. Susanne und Guido hatten den Patienten im Büsumer Krankenhaus abgeliefert und saßen ganz alleine in der Kantine zusammen. Der Morgen graute und Guido nahm Susannes Hand und sagte: "Wir haben nie darüber gesprochen, aber ich glaube ganz fest, dass du für mich genauso viel empfindest, wie ich für dich! Ich kann nicht mehr warten und immer so tun, als wenn zwischen uns nichts ist. Ich liebe dich, Susanne und du weißt das!" Guido legte ganz behutsam seinen Arm um ihre Schulter und streichelte sie sehr zart im Nacken, um mit seinen Worten fortzufahren. "Ich weiß auch, liebe Susanne, wir sind beide verheiratet, aber auch in diesem Punkt scheinen unsere Gedanken einer Meinung zu sein. Du hast mit Mark die gleichen Probleme, wie ich mit Hildegard und wir sollten dort eine Lösung finden, denn ich kann so, ohne dich zu fühlen, und ohne dir nahe zu sein, nicht weiterleben!" Susanne war eine starke Frau, aber jetzt schlug ihr Herz bis zum Hals und ihre Beine zitterten. Sie nahm Guidos Kopf in ihre zarten Hände und sie küssten sich. Heike hatte das Segelboot verlassen und watete durch das Watt in Richtung der Lichter, als sie plötzlich ein Geräusch vernahm. Es kam aus der gleichen Richtung und es war ihr Retter, der mit einem kleinen Schlauchboot durch den Priel preschte. Als das Boot in ihre Nähe kam, schaute Heike in zwei stahlblaue Augen, die unter einer Pudelmütze hervorstrahlten und sie anlächelte. "Gott sei Dank, dass ich sie endlich gefunden habe", sagte Hans! "Ich habe mir große Sorgen gemacht, dass ich sie nicht Hier lesen Sie die Geschichte weiter:
Holli |