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Der Kriegsfischkutter die Sandbank

Alles fing damit an, dass unser Kollege Peter sagte:

"Ich möchte mein Boot in die Ostsee nach Dänemark überführen, will jemand mit?"

"Wie? Du hast ein Boot!?" sagte Hans-Wilhelm und wir beide waren sogleich Feuer und Flamme. Was für eine schöne Idee! Zu der Zeit war der Wunsch nach einem eigenen Boot enorm groß. Schließlich hatte ich den Bootsführerschein für Buten und Binnen.

 

Eine Woche später ließen wir uns von unseren Frauen ca. 100 Kilometer nach Bremen zu Peters Boot fahren. Sein Boot lag in der Lesum und Hans-Wilhelm und ich verstauten jede Menge Lebensmittel und Getränke, die uns für die Fahrt durch den Elbe-Weserkanal bis nach Otterndorf hilfreich sein sollten. Die Maschine lief, die Leinen wurden los gemacht und Peter saß oben auf der Flybridge und steuerte sein Boot mit uns aus dem Hafen. Genau genommen schafften wir nicht die ganze Strecke an einem Tag, da die Maschine nach etwa 10 Minuten ihren Dienst versagte und wir auf der Lesum hilflos ins Schilf trieben. Es dauerte, Gott sei Dank, nicht lange und ein Junge kam mit seinem Schlauchboot vorbeigefahren.  Wie bestellt sozusagen. Sein Boot hatte einen kleinen Außenborder und war gerade kräftig genug, uns mit langsamer Fahrt wieder an den Liegeplatz zu bringen.

 

Unsere Frauen waren inzwischen lange wieder zu Hause angekommen und reagierten nicht gerade sehr positiv, als sie hörten, dass sie die Strecke erneut fahren mussten um uns wieder abzuholen. Der ganze Tag ging damit drauf! Nicht nur die Fahrerei, sondern auch das Be- und Entladen des Bootes. Schließlich wollten wir unsere ganzen Sachen nicht an Bord lassen, wenn das Boot in die Werft zur Reparatur ging.

 

Zwei Wochen später war der Motor des Bootes repariert und wir nahmen erneut Strapazen auf, um nach Bremen in die Lesum zu kommen.

Peter startete die Maschine, Hans-Wilhelm machte die Leinen los und ich schaute in der Kombüse nach, was ich den Kameraden wohl schmackhaftes servieren könnte. Die beiden hatten mich als ihren Smutje ausgeguckt!

 

Peters Frau hatte uns ganz leckere, gebratene Schnitzel mitgegeben und ein großer Topf mit Kartoffelsalat stand auch schon auf der Back. Peter und Hans-Wilhelm hockten oben auf der Fly und ich gab die Schnitzel einfach mal hoch.

 

Wir hatten eine Tagesreise durch den Elbe-Weser-Kanal von Bremen bis Otterndorf vor uns und ich biss gerade in mein Schnitzel, als mich ein sehr heftiger Schmerz mitten ins Gehirn traf! "Aua!!!" Das musste mein Backenzahn oben links sein!"

 

Stundenlang verbrachte ich meine Zeit in der Pantry unter Deck und überlegte: "Wann hören diese wahnsinnigen Schmerzen endlich auf?"

 

Vom Peildeck kam die Info: "Ganz unten in der Bilge liegt noch 'ne Pulle Rum! Die ist gut gegen Zahnschmerzen!"

 

Nachdem ich richtig angeheitert war, ging ich nach Stunden der langsamen Fahrt im Kanal mal wieder aufs Oberdeck. "Man, war das 'ne frische Luft!"

 

Die Schmerzen fingen wieder an und in der Pantry ist es ja auch ganz schön. Wie voll war die halbvolle Pulle eigentlich noch? Kurze Zeit später war sie leer. Die Schmerzen waren immer noch da! Wir erreichten Bederkesa. Ich sah mal kurz aus dem Fenster, schaute viele Boote rechts und links, äh, backbord und steuerbord und erahnte den Bederkesasee hinter dem grünen Deich.

 

Kurz vor Otterndorf, also sechs Stunden Schmerzen mitten im Gesicht später, mussten wir noch einmal schleusen und hatten etwa dreißig Minuten zu warten.

 

Hans-Wilhelm sprach mit der Frau auf dem Nachbarboot und die hatte eine Schmerztablette für mich. Endlich!

 

Keine Ahnung, was das für ein Zeug war, sie sagte zwar, dass das ein sehr starkes Betäubungsmittel sei, erwähnte aber nicht den Namen des Präparates und wenn doch, dann war dieser in dem Moment sicher nicht wichtig für mich. Ich schluckte in aufrichtiger Dankbarkeit das dicke Ding und war seelisch erleichtert.

 

30 Minuten später wollte ich nach Helgoland fahren, so schön war die Welt!

 

In Otterndorf wurde mein Gewicht um die Größe eines Zahnes erleichtert.

Vielen Dank, Herr Doktor!

 

Acht Wochen später erzählte Peter uns von einem alten Kriegsfischkutter, der im 'Dangaster Hafen' liegen würde. Wir waren kurz darauf eine Eignergemeinschaft. Besitzer eines Kutters, der schon im zweiten Weltkrieg die See durchflügte und ganz sicher eine Menge zu erzählen hatte.

 

Unser Pott wurde auf den Namen 'Motivation' getauft und der Eignervertrag wurde oben, neben dem Steuerhaus, in der Kapitänskajüte von 10 angeblichen Seeleuten unterzeichnet und mit zwei oder waren es drei Flaschen Sekt besiegelt.

 

Kommenden Samstag sollte die große Fahrt für uns alle mit der Motivation losgehen. Wir wollten mit dem Kutter, 100 Tonnen und 22 Meter Länge, durch die Jade in die Nordsee. Cuxhaven hieß das Ziel, denn dort würde die Motivation in der Werft komplett überholt werden. Außerdem mit Funk, Radar, Rettungsinsel und Blablabla ausgestattet werden.

 

Cuxhaven war weit weg und wir waren gerade, bei Windstärke 7, etwa quer ab der Blauen Balje. Die Blaue Balje ist ein gefürchtetes Seegebiet in der Nordsee bei Wangerooge. Genau dort, wo die Wellen uns über das Vorschiff liefen, genau dort versagte die Maschine ihren Dienst und wir mussten Anker werfen.

 

Der Prinz vom 12ten Planeten

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